Rohr-/Reetdach als Wärmedämmschicht

Die Energieeinsparverordnung EnEV begrenzt auch den Transmissions-Wärmeverlust durch die Außenhülle der Gebäude. Dazu gehört auch das Dach. Für die Begrenzung der Wärmeverluste spielen die Eigenschaften der Wärmedämmschicht eine besondere Rolle.

Praxis
Im vorliegenden konkreten Fall handelt es sich um ein Rohrdach, bzw. ein Reetdach.

Frage
1. Darf ein Rohrdach / Reetdach als Wärmedämmung rechnerisch berücksichtigt werden?
a) Welche Wärmeleitfähigkeit, bzw. Lambda-Wert ist dabei für das Reetdach anzusetzen und wie wird die Luftschicht beurteilt?
b) Wenn das Reetdach nicht als Wärmedämmung berücksichtigt werden darf, ist es richtig den Wärmeübergangswiderstand außen mit dem inneren gleichzusetzen - nach DIN 6946 5.3.3 stark belüftete Luftschicht? Gibt es eine Möglichkeit einen Abminderungsfaktor ähnlich nach DIN 4108-6 Tabelle 3 zu "interpretieren"?

2. In welchen Fachbüchern oder Fachbeiträgen werden Rohrdächer im Zusammenhang mit Nachweisen zum Wärmeschutz behandelt?

Antwort
Im ersten Schritt ist zu klären, ob es sich bei dem betrachteten Dach um einen Neubau handelt. Dann kann davon ausgegangen werden, das sich unter der Rohr-/ Reetschicht eine luftdichte Konstruktion befindet. Ist diese nicht vorhanden, muss die Rohr-/ Reetschicht als hinterlüftet betrachtet werden und kann wohl kaum als Dämmung angerechnet werden.

Die Wärmeübergangswiderstände sind nach DIN EN 6946, 5.2 anzunehmen. Die Richtung des Wärmestromes würde der Experte als "aufwärts" annehmen, so dass sich für den inneren Wärmeübergangswiderstand Rsi 0,10 (m²K)/W und für den externen Wärmeübergangswiderstand Rse 0,04 (m²K)/W ergibt.

Einen Abminderungsfaktor für das Bauteil Dach entsprechend Tabelle 3 der DIN V 4108-6 ist aus der Sicht des Experten nicht begründbar. Auch bei hinterlüfteten Außenwänden ist immer der Faktor 1 zu wählen.

Befindet sich unter der Rohr-/Reetschicht im Neubau ein luftdichter Aufbau, so kann diese sehr wohl als Dämmebene angesehen werden. In der Literatur (Holger König, Das Dachgeschoss, ökobuch Verlag, 1993, Seite 230) findet sich der Lambda-Wert 0,045 W/(mK). Allerdings würde der Experte aufgrund der Durchlüftung dieser Schicht in Analogie zur DIN EN 6946, 5.3.2 nur die halbe Dicke annehmen.

Literatur zu Rohrdächern im Zusammenhang mit Wärmeschutz-/ Energieeinsparnachweisen ist dem Experten nicht bekannt.

Autor der Antwort
Herr Dipl.-Ing. Ernst Merkschien
e&u energiebüro GmbH
Bielefeld
www.eu-energiebuero.de



©2002-2004 Zentrum für Umweltbewusstes Bauen e.V.

Bei den Antworten handelt es sich um Auslegungen und Meinungen von verschiedenen Experten, die das Zentrum für Umweltbewusstes Bauen e.V. kostenlos bereitstellt und keinerlei Haftung und Gewähr für die technische oder sachliche Richtigkeit übernimmt.