Brandschutz und WDVS - Stellungnahmen des DIBt

News-Artikel vom 2012-06-11priority

"Dämmen statt brennen" unter diesem Motto wurde das vermeintlich hohe Brandrisiko bei der Verwendung von WDVS mit Polystyroldämmstoff (EPS-Hartschaumplatten) thematisiert. Im Beitrag des NDR in der Sendung "45 Min - Wahnsinn Wärmedämmung" wurde dieses "Risiko" von bauaufsichtlich zugelassen WDVS an einem Brandversuch der MPA Braunschweig demonstriert. Sowohl der DIBt als auch die Branche nahmen zu diesen Meldungen Stellung. Ein kurze Zusammenfassung des Sachstands.

In seiner Sendung vom 28.11.2011 berichtete das NDR-Fernsehmagazin "45 Min - Wahnsinn Wärmedämmung" unter anderem über die Brandgefahr von Wärmedämm-Verbundsystemen aus Polystyrol. In dem Bericht wird der massive Fassadenbrand vom Juni 2011 im niedersächsischen Delmenhorst behandelt, bei dem fünf Mehrfamilienhäuser ausbrannten und etwa 200 Menschen evakuiert werden mussten. Zu dem verweist der Beitrag auf den folgenschweren Zimmerbrand in Berlin-Pankow vom April 2005. Als Flammen aus einem geborstenem Fenster schlugen, entzündeten sie die mit Polystyrol gedämmte Fassade einer Wohnanlage.

Zusätzlich wurde ein spektulärer Brandversuch mit einem WDVS aus Polystyrol an der Materialprüfanstalt Braunschweig durchgeführt.

Quelle: Beitrag im NDR-Fernsehmagazin "45 Min - Wahnsinn Wärmedämmung" (Sendung "45 Min", 28.11.2011)   www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/hintergrund/waermedaemmung117.html


Stellungnahme des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt)

"[...] Zu dem bei der MPA Braunschweig durchgeführten Brandversuch ist Folgendes anzumerken: Der Versuchsaufbau entsprach nicht dem für Zulassungsprüfungen geforderten Aufbau, wie er auch im Arbeitsentwurf von DIN 4102-20 beschrieben wird. Anstelle eines L-förmigen Versuchsstandes wurde nur eine rückwärtige Versuchsstandswand mit dem WDV-System bekleidet und geprüft und die Wand war links und rechts durch massive Wände aus mineralischen Baustoffen begrenzt (U-förmiger Versuchsstand). Durch diese schachtförmige Versuchsanordnung wird die thermische Exposition des WDV-Systems deutlich erhöht und entspricht nicht mehr einer Brandbeanspruchung unter Realbrandbedingungen."

"Zu dem im Fernsehbericht des NDR zitierten Feuerwehreinsatz in Berlin im Jahr 2005 ist festzustellen,dass es sich hierbei nicht um ein vom DIBt zugelassenes WDV-System handelte."

Das DIBT stellt zum ERkenntniswert des NDR-Beitrags fest, dass "WDV-Systeme mit Polystyroldämmstoffplatten brennen, ist in der Fachwelt eine allseits bekannte Tatsache. Dieses seit Mitte der 1990er Jahre bekannte Brandverhalten führte dazu, dass durch Hersteller und den Fachverband WDVS in Abstimmung mit dem DIBt unter Einbeziehung des zuständigen Sachverständigenausschusses (SVA) des DIBt und der Bauaufsicht konstruktive Brandschutzmaßnahmen gegen eine Brandausbreitung und Brandweiterleitung bei WDV-Systemen mit EPS-Dämmstoffen entwickelt und in umfangreichen Testserien geprüft wurden. Die verbindliche Festschreibung dieser Maßnahmen erfolgte dann in den allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen für diese WDV-Systeme."

Quelle: DIBt |  www.dibt.de/de/Data/Presseinfo_20111207.pdf

Beitrag in Zeitschrift "Feuerwehr": "Ökobau und Brandschutz", von Frank D. Stolt

In einem Beitrag für die Zeitschrift "Feuerwehr" wird auf die besonderen Anforderung des Brandschutzes bei kontrollierte Lüftungsanlagen sowie der Gefahren durch falsch ausgeführte Dämmungen hingewiesen.

Quelle: Ökobau und Brandschutz  |  www.ub-feuerwehr.de/%C3%B6kobau-und-brandschutz
 

Stellungnahme der Fachverbände

Der Fachverband WDV-Systeme bietet zu diesem Thema einen Fragen-und-Antworten-Katalog an. Hier findet man weiterführende Informationen zur Wärmedämmung mit WDV-Systemen mit Styropor sowie zum aktuellen Thema des Brandschutzes. Der Fragen-und-Antworten-Katalog des IVH und des Fachverbandes WDV-Systeme entstand unter Mitwirkung des renommierten Brandschutzexperten und Mitglied des Sachverständigenausschusses des Deutschen Institutes für Bautechnik in Berlin, Dipl.-Physiker I. Kotthoff.

Der Fachverband stellt abschließend fest, dass

Zusammenfassend lässt sich auf der Grundlage der oben getroffenen Aussagen feststellen, dass
  • " bauaufsichtlich zugelassene WDVS unter Verwendung von flammgeschützem Polystyrol-Hartschaum im Brandfall an Fassaden bei anwendungsgerechter Ausführung zusätzlicher Brandschutzmaßnahmen (dort wo erforderlich) zu keinen erhöhten Risiken führen,
     
  • die dargestellten Schadensfeuer in Berlin/Pankow 2005 bzw. Delmenhorst 2011 keinesfalls belegen, dass durch die dort eingesetzten WDVS ein erhöhtes Risiko entstand,
     
  • es sich bei dem in der MPA Braunschweig durchgeführten Brandversuch nur um einen zweckorientierten Demonstrationsversuch handelte, der weder normgerecht war, noch das gewünschte Szenario abbildete."

Quelle: Presseinfo des IVH und des FV WDVS mit Leitfaden des IVH zum Thema Brandschutz  |  Fragen und Antworten zum Brandverhalten von WDVS mit EPS-Hartschaum

sieh auch Artikel aus FeuerTRUTZ Magazin 1.2009: "Dämmen statt Brennen" und Interview mit Dr. Wolfgang Setzler, Geschäftsführer des Fachverbandes Wärmedämm-Verbundsysteme


und zum Schluss die Politik

Kleine Anfrage der SPD, 14.12.2011 - BT-Drucksache 17/8197

Antwort der Bundesregierung, Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung (federführend), 30.12.2011 - BT-Drucksache 17/8285




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