Gefahr für Fassaden und WDVS - das Spechtproblem

News-Artikel vom 2012-02-22priority

Der Buntspecht hat eine Vorliebe für Häuserfassaden. Mit seinem harten Schnabel arbeitet er sich in kürzester Zeit durch aufwendige Wanddämmungen und richtet dabei immensen Schaden an. Die Schäden an Fassaden durch Spechte sind angesichts von 40 Millionen Quadratmetern in Deutschland verlegter WDVS gesamt gesehen zwar nur ein Randphänomen. Für einen betroffenen Bauherren kann es jedoch sehr teuer und ärgerlich werden. Die Schäden werden weder durch die Wohngebäude- noch durch die Hausratsversicherung abgedeckt. Maßnahmen zur "Spechtabwehr" sind regelmäßig nicht wirtschaftlich oder praktisch nur schwer vermittelbar.

Ein alter Hut - der Specht als Fassadenkiller


Spechtschäden an Fassaden sind ein bereits seit Jahrzehnten bekanntes Phänomen. Regelmäßig wird das Thema aufgegriffen und aus unserem heimischen Buntspecht wird ein "fliegender Fassadenkiller" (Spiegel, 2008). Die Schäden durch einen Specht können am betroffenen Bauwerk beträchtlich sein. So berichtet der Innsbrucker Bausachverständige Michael Hladik, dass am Schulzentrum Neunkirchen südlich von Wien "ein einzelner Specht auf einer Fläche von fünf Quadratmetern rund 90 Löcher mit einem Durchmesser von bis zu zehn Zentimetern in die Fassade gehackt" habe. Die Schäden werden weder durch die Wohngebäude- noch durch die Hausratsversicherung abgedeckt. Betroffen sind meistens Gebäude in der Nähe von Grünanlagen oder am Waldrand.

Warum gerade Fassaden?


Für Spechte wirkt die Putzschicht wie Baumborke. Zuerst werden Insekten und deren Larven auf der Oberfläche vertilgt, anschließend geht es für die Beutesuche unter die Borke bzw. den Putz. Für Spechte klingt das Hacken auf Putz über Isoliermaterial ähnlich wie auf morschem Buchenholz. Auch wenn beim ersten Besuch keine Insekten unter der Putzschicht zu finden sind, so wird der Specht spätestens beim zweiten Versuch fündig: Ist die Putzschicht erst mal aufgehackt, dringen Insekten schnell ein. So hat der Specht sein Erfolgserlebnis und bearbeitet die Fassade weiter. 

Auch als Nisthöhle eignet sich eine Fassade. Der Dämmstoff ist für den Vogel nicht von Totholz zu unterscheiden und in mehreren Metern Höhe bietet eine Nist- und Schlafhöhle in der Fassade Schutz vor Katzen und Eichhörnchen. Nach Erstellung des "Eigenheims" wird die Fassade mit dem Schnabel kräftig bearbeitet, um Weibchen zu einer Besichtigung der Wohn- und Bruthöhle anzulocken - ohne Rücksicht auf die Unversehrtheit der Fassade ...


Maßnahmen zur Spechtabwehr


Bitte keine Spechtjagd! Spechte gehören zu den geschützten Vogelarten, deren Abschuss oder Einfangen verboten ist.

Einen absoluten Schutz vor Spechtschäden an Fassaden gibt es nicht. Folgende Maßnahmen werden empfohlen:

  • Spechtlöcher möglichst schnell verschliessen.
    Aber Achtung: Nicht während der Brut- und Nistzeit stören. Erst wenn die Brut ausgeflogen ist, dürfen die Löcher verschlossen werden.
     
  • Aufbringen eines dickschichtigen mineralischen Putzes.
    "Mit einer sieben Millimeter dicken Gewebespachtelung, gefolgt von drei Millimetern Oberputz, haben mehrere Grundeigentümer gute Erfahrungen gemacht.", so Corinna Merzyn, Geschäftsführerin des Verbands Privater Bauherren.
     
  • Die Fassade für die Spechte möglichst unattraktiv machen.
    Der Landesverband für Vogelschutz, Kreisgruppe München, schlägt sich bewegende, raschelnde und glitzernde Gegenstände an der Fassade vor. Dazu gehören beispielsweise Windspiele, Girlanden aus Spiegelfalzen oder Großvogelattrappen.
     
  • Fassadenbegrünung hält Spechte fern.
    Wände mit einem Ranksystem für Kletterpflanzen ausstatten.


Quelle: Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.  | Bildnachweis: © Wolfgang Kruck - Fotolia.com