EVEU warnt vor weiterer Verschärfung der EnEV

News-Artikel vom 2010-09-06priority

Der Europäische Verband der Energie- und Umweltschutzberater (EVEU) warnt vor einer weiteren Verschärfung der EU-Richtlinien für energieeffiziente Gebäude. Bereits die aktuelle EnEV2009 hat die Vorgaben für Neubauten sowie den Umbau und die Sanierung von Altsubstanzen deutlich angehoben. Ab 2012 sollen noch einmal weitere 30 Prozent hinzukommen. Und damit nicht genug: Nach aktuellen Plänen der EU-Kommission sollen bis zum Jahr 2020 alle neuen Gebäude Nahe-Null-Gebäude sein. „Wir müssen aufpassen, dass wir den Bogen nicht überspannen“, warnt der EVEU-Geschäftsführer Franz Sedlmeier.


Verschärfung der Anforderungen - Nahe-Null-Gebäude ab 2010


So müssen bei Neubauten und Modernisierungsmaßnahmen aktuell 30 Prozent Primärenergie gegenüber der EnEV2007 eingespart werden. „Eine Vorgabe, die wir sehr begrüßen und die sich in der Praxis bewährt“, betont EVEU-Geschäftsführer Franz Sedlmeier. Ab 2012 sollen noch einmal weitere 30 Prozent hinzukommen. Und damit nicht genug: Nach aktuellen Plänen der EU-Kommission sollen bis zum Jahr 2020 alle neuen Gebäude Nahe-Null-Gebäude sein, also nicht wesentlich mehr Energie verbrauchen, als sie selbst erzeugen.

Verschärfung der Sanierungspflicht bei Bestandsgebäuden



Zudem kritisiert der EVEU die von Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen laut einem Handelsblatt-Bericht geforderte Einführung einer umfassenden, über bereits existierende Verpflichtungen hinausgehende Sanierungspflicht für bestehende Gebäude. Nach Informationen der Zeitung gehe aus einem 25-seitigen Eckpunktepapier für das Energiekonzept der Bundesregierung hervor, dass Röttgen insbesondere Ein- und Zweifamilienhäuser künftig nicht mehr von Nachrüstpflichten ausnehmen wolle. „Die Verpflichtungen für die Bürger auszuweiten und gleichzeitig alle Förderprogramme zu streichen und zu kürzen ist mehr als unglaubwürdig und wirft kein gutes Licht auf die Ernsthaftigkeit der Klima- und Umweltpolitik der Bundesregierung“, sagt EVEU Geschäftsführer Franz Sedlmeier.


Akzeptanz erhalten - Belastungsgrenze erreicht


„Wir müssen aufpassen, dass wir den Bogen nicht überspannen“, warnt Franz Sedlmeier. Ein derartiger Investitionsdruck würde die Anschaffungskosten einer Immobilie drastisch verteuern. „Energiesparen darf nicht dazu führen, dass sich große Teile unserer Gesellschaft kein Eigenheim mehr leisten können“, so der EVEU-Geschäftsführer. Nach Ansicht des Energieberaterverbandes sei die Belastungsgrenze der Bürger mittlerweile erreicht. Denn auch wenn sich die meisten Maßnahmen nach einigen Jahren amortisieren, müsse der Hausbesitzer das Geld zunächst einmal dafür aufbringen können.

„Die Akzeptanz bei Hausbesitzern und Häuslebauern für immer neue Regelungen und noch schärfere Vorschriften schwindet“, sagt Franz Sedlmeier.

Nach Ansicht des Verbandes seien Aufklärung und freiwillige Motivation zum Energiesparen sinnvoller und effizienter als immer neue gesetzliche Vorschriften, Musterhäuser oder Stichtage. „Die freiwillige Motivation der Bürger etwas für die Umwelt zu tun, darf nicht vom finanziellen Kostendruck erstickt werden“, kritisiert Franz Sedlmeier.


Kontinuität bei Förderprogrammen


Anstelle neuer Zwangsregelungen rät der Europäische Verband der Energie- und Umweltschutzberater zu mehr Kontinuität bei den Förderprogrammen. „Förderpolitik im Bereich energetische Gebäudemodernisierung muss unabhängig von der tagesaktuellen Haushaltslage gemacht werden“, bekräftigt Thomas Lohr, erster Vorsitzender des EVEU. „Die Verbraucher, die Industrie, der Handel und das Handwerk sind durch den Zickzackkurs der vergangenen Monate bereits jetzt stark verunsichert und brauchen endlich wieder Planungs- und Handlungssicherheit“, fordert Lohr.


Unsicherheit bei Bauherren und Investoren


Der EVEU-Geschäftsführer sieht in den immer neuen Plänen aus Brüssel eine Gefahr für aktuelle Investitionsmaßnahmen. „Die Bürger sind verunsichert, welche gesetzlichen Regelungen wohl demnächst auf sie zukommen werden“, so Sedlmeier. „Viele Hausbesitzer könnten jetzt noch deutlich mehr für die Umwelt und für ihren Geldbeutel tun. Aber weil sie Angst haben einen Fehler zu machen, machen sie lieber gar nichts.“
Sedlmeier weiß: „Ein Hausbesitzer, der heute schon bei seinem Durchschnittshaus auf eine moderne Heiztechnik und Solarthermie setzt, tut mehr für den Umwelt- und Klimaschutz, als derjenige, der auch die nächsten zehn Jahre noch auf das Passiv- und Null-Energie-Haus der Zukunft wartet.“





Quelle: Europäischer Verband der Energieberater und Umweltschutzberater  |  Bildnachweis: fuxart - Fotolia.com