Fraunhofer und Uni Kassel sind sich einig: Aus ISET wird IWES

News-Artikel vom 2009-05-14priority

Die Fraunhofer-Gesellschaft und die Universität Kassel besiegeln mit einem Kooperations-Rahmenvertrag ein umfassendes Abkommen zur künftigen Zusammenarbeit beider Einrichtungen in der angewandten Forschung. Im Zentrum der derzeitigen gemeinsamen Aktivitäten steht die Überleitung des Kasseler Instituts für Solare Energieversorgungstechnik, Verein an der Universität Kassel (ISET), in das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES. Das IWES wird dann einen Sitz in Bremerhaven und in Kassel haben. Den Übergang des Kasseler ISET in das IWES fördert das Land Hessen in den kommenden fünf Jahren mit 10,5 Mio. Euro; außerdem will sich das Land mittelfristig an den Kosten eines Neubaus beteiligen.

Die Fraunhofer-Gesellschaft ist die führende Organisation für angewandte Forschung in Europa mit Hauptsitz in München. Die Universität Kassel gehört mit rund 18.000 Studierenden zu den mittelgroßen deutschen Universitäten und besitzt ein ausgewiesenes Forschungsprofil u.a. in Umwelt- und Technikwissenschaften. Der Rahmenvertrag regelt zwischen der Universität Kassel und der Fraunhofer Gesellschaft Fragen der fachlichen Zusammenarbeit, der personellen Verknüpfung, Verfahren bei gemeinsamen Berufungen, Mitnutzung von Räumen, Geräten und Einrichtungen bis hin zum Umgang mit Arbeitnehmerrechten, Patenten und Urheberrechten.

Aus ISET wird IWES

Bereits im Januar 2009 hat die Fraunhofer-Gesellschaft ihr neues Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES gegründet. Das neue Fraunhofer IWES besteht bislang aus dem ehemaligen Fraunhofer-Center für Windenergie und Meerestechnik in Bremerhaven und wird im Laufe des Jahres 2009 um das Kasseler Institut für Solare Energieversorgungstechnik (ISET e.V.) erweitert; zwei Projektgruppen in Hannover und Oldenburg sind geplant.

Das auf die Stromversorgung aus regenerativen Quellen spezialisierte Kasseler Institut für Solare Energieversorgungstechnik ISET wird seine Arbeit mit Sitz in Kassel fortführen. Alle bisherigen Forschungsgebiete des ISET werden auch zukünftig uneingeschränkt fortgesetzt werden, ebenso wie die bewährte Zusammenarbeit mit der Universität Kassel. Eine gemeinsam zu besetzende Professur für Windenergiesysteme als Bindeglied zwischen IWES und Universität Kassel ist bereits ausgeschrieben. Das ISET befasst sich als so genanntes "An-Institut" der Universität Kassel seit über 20 Jahren mit anwendungsorientierter Forschung für die Elektro- und Systemtechnik zur Nutzung erneuerbarer Energien, insbesondere der Wind-, Meeres- und Bioenergie sowie der Photovoltaik. Neben einer Grundfinanzierung des hessischen Wissenschaftsministeriums wurde der Institutsetat in Höhe von rund 10 Mio. Euro überwiegend aus Projektmitteln und Aufträgen von Bund,
Land, EU und der Industrie finanziert. Das Tätigkeitsfeld des Instituts erstreckt sich von der ingenieurwissenschaftlichen Grundlagenforschung über die anwendungsnahe Entwicklung von Verfahren und Geräten bis hin zu
Normung, Bildung und wissenschaftlicher Beratung.

Ein großer Tag für Universität, Stadt und die Wissenschaftsregion Kassel "Es ist ein großer Tag für die Universität und die Wissenschaftsregion Kassel", so der Kasseler Universitätspräsident Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep. "Wir feiern heute nicht nur den Abschluss des Kooperations-Rahmenvertrages, der gemeinsamen Aktivitäten einen Handlungsrahmen gibt und erleichtert. Sondern wir feiern insbesondere, dass vor diesem Hintergrund die Überleitung des ISET in das Fraunhofer-Institut
für Windenergie und Energiesystemtechnik und damit das erste Fraunhofer-Institut mit Sitz auch in Kassel möglich wird." Endlich sei damit ein weißer Fleck auf der Wissenschaftslandkarte Deutschlands getilgt.

"Die Aufnahme des ISET in das IWES bedeutet nicht nur eine besondere Anerkennung der wissenschaftlichen Erfolge und der in über 20 Jahren Forschungsarbeit erworbenen Reputation, sondern vor allem auch neue, attraktive Entwicklungsperspektiven", wie die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann, betont. Und weiter: "Das ISET vervollständigt das Kompetenzspektrum des IWES in idealtypischer Weise: Unter dem Dach des neuen Instituts bieten die Experten Forschung und Entwicklung aus einer Hand". Sie sagte zu, dass das Land Hessen das neue Institut mit einer Anschubfinanzierung in den nächsten fünf Jahren von jährlich 2,1 Millionen Euro unterstützen wird. "Mit dem IWES wird erstmals in Nordhessen ein Institut einer überregionalen Forschungsorganisation angesiedelt. Das stärkt deutlich die Wahrnehmbarkeit der Region Kassel als Wissenschaftsregion."

Auf die immense Bedeutung von Windenergie und Energiesystemtechnik verweist Prof. Dr. Ulrich Buller, Vorstandsmitglied der Fraunhofer Gesellschaft. "Bis 2020 sollen in der EU 20 Prozent des Energieverbrauchs durch regenerative Energien gedeckt werden, Windenergie hat dabei das größte Potenzial. Das neue Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES bietet Forschung und Entwicklung für die gesamte Wertschöpfungskette der Windenergie von der Materialentwicklung bis zur Netzintegration". Das Institut für Solare Energieversorgungstechnik zähle mit seinen rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den auf seinem Gebiet international führenden Forschungseinrichtungen. "Wir freuen uns,
einen derart kompetenten Partner in unsere Gesellschaft aufnehmen zu können. Nach einer Aufbauphase von fünf Jahren sollen im IWES bundesweit insgesamt mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Forschung und Entwicklung für nationale und internationale Auftraggeber betreiben. Wie alle Fraunhofer-Institute wird auch das IWES eng mit Hochschulen zusammenarbeiten", so Buller.

Oberbürgermeister Bertram Hilgen betonte insbesondere die wirtschaftlichen Perspektiven erneuerbarer Energien für den Wirtschaftsraum Kassel, die maßgeblich der Grundlagenforschung des ISET und dem unternehmerischen Pioniergeist der SMA Solar Technology AG zu verdanken seien: "Das IWES setzt wichtige Impulse für die weitere Stärkung des in der Region Kassel entstandenen Wirtschafts- und Wissenschafts-Clusters zur Energie-Systemtechnik. Wir haben vor Ort eindrucksvoll bewiesen, dass die Förderung erneuerbarer Energien Lebensqualität und Umwelt sichert, dem technologischen Fortschritt dient, zu wirtschaftlicher Prosperität führt und neue hochqualifizierte Arbeitsplätze schafft." Kassel werde auch in
Zukunft konsequent auf wissensbasiertes Wachstum und eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit seiner Universität und den außeruniversitären Forschungsreinrichtungen setzen.

Das neue Fraunhofer IWES

Die Forschungsgebiete des neuen Fraunhofer IWES umfassen zukünftig das gesamte Spektrum der Windenergie von der Materialentwicklung bis hin zur Netzoptimierung sowie die Energiesystemtechnik für die Nutzung aller Formen der Erneuerbaren Energien, insbesondere der Photovoltaik, Wind-, Meeres- und Bioenergie. Neben den Erneuerbaren Energien werden aber auch alle anderen dezentralen Energietechnologien wie beispielsweise Blockheizkraftwerke, Energiespeicher und Elektrofahrzeuge in die systemtechnischen Arbeiten mit einbezogen. Das Leistungsspektrum erstreckt sich dabei von theoretischen Arbeiten über experimentelle Untersuchungen und Feldtests bis hin zu geräte-, software- und anlagentechnischen
Entwicklungen. Neben der Komponentenentwicklung und Windkraftanlagentechnik beim Institutsteil Bremerhaven, sind die besonderen Schwerpunkte in Kassel vor allem die Arbeitsgebiete:

  • On- & Offshore-Windenergienutzung
  • Regelung und Systemintegration dezentraler Energiewandler
  • Energiemanagement & Netzbetrieb
  • Energieversorgungsstrukturen und Systemanalyse

Die dabei behandelten Systeme reichen von der autonomen Stromversorgung einzelner Verbraucher über Hybridsysteme und Mini-Grids bis hin zu großen Verbundnetzen und interkontinentalen Energieversorgungsstrukturen. Hierfür wird das ISET, der zukünftige Institutsteil Kassel des neuen Fraunhofer IWES, seine bewährten Kompetenzen auf dem Gebiet der Elektrotechnik und sein Know-How als führender Systemspezialist auf dem Gebiet der Erneuerbaren Energien in das neue Institut vollständig mit einbringen. Auf dieser Basis und durch die verbesserten Rahmenbedingungen, die die Fraunhofer-Gesellschaft den Kasseler Wissenschaftlern bietet, werden für die zukünftige Forschungsarbeit und das Institutswachstum ausgesprochen
aussichtsreiche Perspektiven eröffnet.

Weitere Kooperationen zwischen Universität und Fraunhofer Einrichtungen Zudem bestehen weitere Kooperationen zwischen Universität und Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft, etwa im Bereich des Innovations- und Technologiemanagements, der Werkstofftechnik sowie mit der 2005 in Kassel eingerichteten Fraunhofer Projektgruppe für Bauphysik. So wird das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe von Prof. Dr. Marion Weissenberger-Eibl, Fachgebietsleiterin Innovations- und Technologiemanagement an der Universität Kassel, geleitet. Die Kooperation des Kasseler Instituts für Werkstofftechnik an der Uni Kassel mit dem Fraunhofer-Institut für angewandte Polymerforschung in Potsdam wird derzeit weiter entwickelt. Auch hier wird der neue Kooperations-Rahmenvertrag Grundlagen für Personal- und Forschungstransfer bilden, die dann in speziellen Einzelverträgen weiter ausgearbeitet werden.

Quelle: Universität Kassel, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Annette Ulbricht